Eine kleine Historie über unseren Fischzuchtverein Schwäbisch Hall


Begonnen hatte alles 1882, als man noch dem Gauverband des Kochergebietes mit Sitz in Abtsgmünd angehörte. Der Verband brachte den Haller Interessen und dem Ziel, „die Schaffung reiner Gewässer mit einer reichen Vielfalt darin befindlichen Lebens“, wenig Verständnis entgegen. Woraufhin man sich gezwungen sah, sich aus dem Verband heraus zu lösen und einen eigenen Verein zu gründen. Dabei spielte damals sicher auch der Wunsch eines gesünderen und hochwertigeren Fischbestandes eine Rolle.

Am 5. November 1884, belegt durch das älteste bekannte Sitzungsprotokoll, wurde dann der Fischzuchtverein Schwäbisch Hall durch die Herren Forstverwalter Krauß, Forstassistent Prinz und Gutsbesitzer Weidner aus der Taufe gehoben. Die Auswahl der Mitglieder wurde sehr streng behandelt. So wurden z.B. „Fischräuber“ u.ä. abgewiesen.
Im Jahre 1894 wurden durch den Fischzuchtverein die Landesfischereitage veranstaltet. Dies bedeutete natürlich viel Vorarbeit, Absprachen mit Behörden und Veröffentlichungen in vielen Zeitungen in und außerhalb Württembergs. Eine besondere Ehre war der Besuch von König Wilhelm II von Württemberg zu dieser Ausstellung.

Während des 1.Weltkrieges wurden nach Beschluss des Ausschusses keine Hauptversammlungen mehr abgehalten und auch keine Jahresrechnungen mehr bekannt gemacht. Die hohe Inflation in den Folgejahren machte sich natürlich auch bei den Pachten und beim Kauf von Fischen bemerkbar. Der Fischbesatz war für das laufende Jahr im Voraus nicht mehr planbar. Ebenso war der Glasaalbesatz, den wir bis heute vom Deutschen Fischerei-Verband aus Hamburg bekommen, während und direkt nach dem Krieg nicht möglich. Auch mit weiteren Kriegsfolgen musste man sich befassen. In den Gumpen bei Tullau wurde mit Handgranaten „gefischt“, wodurch alles Leben dort erlosch. In der Zeitung wurde mit Prämien geworben, die Fischräuber zu melden. Die Polizei und Landjägermannschaft wurden ebenso angehalten, die Kocherstrecken zu beobachten und Anzeige zu erstatten, was diese dann auch taten. Ein Schutzmann bekam beispielweise 20 Rentenmark Prämie. Über die hektischen politischen Jahre bis 1933 ist in den Protokollen nichts vermerkt. Der letzte Aufschrieb war dann am 25. August 1933, danach gab es nur leere Blätter bis zum 5. Mai 1939. Die Hauptversammlung hieß jetzt aus bekannten Gründen „Generalversammlung“ und der Vorsitzende wurde zum Vereinsführer. Wie wichtig die Neubesetzung der Vereinsführung war zeigte auch der lebhafte Verlauf der Versammlung als einem nationalsozialistischen Mitglied entschieden widersprochen werden musste. Aber eine Wahl wie früher kam wie überall sonst nicht mehr in Betracht. Vorschläge mussten in der Form gemacht werden, dass sie von der Kreisleitung der NSDAP als politisch zuverlässig genehmigt wurden. Auch unsere Satzung musste durch eine Mustersatzung des Reichsverbandes deutscher Sportfischer ersetzt werden. Wir wurden wie alle anderen Vereine durch das 3. Reich gleichgeschaltet. Bis November 1941 befasste man sich dann mit normalen Themen wie Fischbesatz und Schonmaße, neu waren Spenden an das Winterhilfswerk. Danach gab es wieder nur leere Seiten.

Einen Neuanfang gab es am 29. November 1945. Die US-Militärregierung genehmigte die Gründung mehrerer Clubs. So auch die von unserem Fischzuchtverein Schwäbisch Hall.

Bei der Gründungsversammlung wurde ein Vorsitzender gewählt der als erstes die Fischereiordnung von 1933 – 1945 außer Kraft setzte und die Statuten von 1884 wieder ihre Gültigkeit erhielten. Auf den Verein kam erneut eine harte Zeit zu. Der Fischbestand im Kocher war durch planmäßiges Ausräubern von Zwangsverschleppten mit Explosionskörpern auf ein Minimum zurückgegangen. Daraufhin beantragte der Fischzuchtverein am 24. Juli 1946 bei der Militärregierung eine 2-monatige Sperrzeit während der Laichzeit für alle Sportangler, Militärangehörige der US-Streitkräfte, Deutsche und Verschleppte. Bedauerlicherweise befolgten einige deutsche Sportangler diese Sperrzeit nicht. Ab Januar 1953 mussten sich auch wieder Angehörige der US-Streitkräfte dem deutschen Fischereigesetz unterwerfen.

Am 16. Juli 1954 wurde das von Vorstandsmitgliedern entworfene und von einer Gmünd Firma hergestellte Vereinsabzeichen, angenommen.
Mit großer Erwartung sah man dem Anfischen am Breiteichsee zum 1. Mai 1959 entgegen. Sowohl aktive wie passive Mitglieder durften teilnehmen. Jeder war gespannt was in dem Teich, der von einigen stark engagierten Mitgliedern mit sehr hohem Zeitaufwand gebaut wurde, zum Angeln drin war. Und kaum einer der 64 Angler ging als sogenannter „Schneider“, also ohne Fang, nach Hause. Danach gab es viele Mitglieder die für den weiteren Ausbau plädierten und ihre Mitarbeit anboten.

Seit 1962 wird das 4-Städte-Hegefischen zusammen mit dem ASV Crailsheim, dem SFV Ellwangen und BFV Rothenburg o.d. Tauber im Wechsel ausgetragen und Vereinskameradschaft über die Grenzen hinweg gepflegt.
Am 20. Oktober 1972 wurde die Anlage „Breiteichsee“ im Beisein vieler Vertreter der Stadtverwaltung und auch des OB, eingeweiht.

Mit Beginn des Jahres 1973 entfielen die Pflichtarbeitsstunden. Im Gegenzug wurden die ersten 5 Stunden mit je 5 DM vergütet. Ebenfalls 1973 konnte nach Fertigstellung der Starkholzbacher See von der Stadt Schwäbisch Hall gepachtet werden.
1974 wurde ein neues Vereinsabzeichen eingeführt, weil das alte in keiner Beziehung zum Verein stand. Durch den damaligen Vorsitzenden Heinz Schönfeld konnte das bis heute einzige vereinseigene Gewässer, nämlich der Kocher vom Ortsende Steinkirchen bis unterhalb Weilersbach, erworben werden.

Bei der Jahreshauptversammlung 1976 wurde Kritik am Wasserhaushalts-, aber auch am Naturschutzgesetz geäußert. Ebenso wurde die schleppende Behandlung des neuen Fischereigesetzes, das die Bestimmungen von 1865 ablösen sollte, kritisiert.

Bei der Hauptversammlung 1978 stand das Fischereigesetz wieder im Mittelpunkt, da bis dato immer noch keine Entscheidung gefallen war obwohl man auf bereits bestehende Gesetze anderer Bundesländer hätte zurückgreifen können.
Mit Ende des Jahres 1982 kam der Austritt aus dem Landesfischereiverband, nachdem dieser sich bei der Bewerbung zur Neuanpachtung eines Bühlerabschnittes unserer Meinung nach nicht neutral und somit auch nicht satzungsgemäß verhielt!

Mitte der 90er musste der damalige neugewählte 1.Vorsitzende schon nach 10 Monaten ersetzt werden. Infolge dessen gab es heftige Diskussionen.
Im darauf folgenden Jahr wurde endlich der Neubau des Vereinsheims am Breiteichsee nach langen Verhandlungen mit der Stadtverwaltung Wirklichkeit. Es mussten viele Auflagen erfüllt werden. Und endlich gab es auch Toiletten für Mann und Frau!

Im Herbst 1993 wurde dann bei Dinkelsbühl der „Silbersee“ gepachtet, der nach 10 Jahren wegen Eigenbedarfs wieder zurückgegeben werden musste.
In den Jahren 1996 und 1998 konnten Dank des damaligen 2. Vorsitzenden Walter Schmid 2 Abschnitte der Rot angepachtet werden. Eine Strecke wurde 2008 wieder abgegeben.

2001 war im Kocher ein größeres Barbensterben durch Geschwüre im Bauchraum. Dem folgte im Sommer 2003 ein massives Aalsterben durch die Süßwasseraalseuche nach langer Trockenheit.

Am 1.Mai 2004 konnten wir im Freilandmuseum Wackershofen die Ausstellung „Fische in unseren Gewässern“ zeigen. Leider war dieser Tag sehr verregnet und es kamen nur etwa 1000 Besucher. Die leckeren Baguettehäppchen mit geräuchertem Forellenfilet, Sahnemeerrettich und Salatblatt, dazu ein guter Riesling, reichten dennoch kaum!

Anfang Juli 2007 gab es ein großes Fischsterben im Starkholzbacher See. Bis zur Sanierung waren auch auf Grund der finanziellen Situation der Stadt Schwäbisch Hall schwierige und langwierige Verhandlungen mit der Stadtverwaltung nötig. Es gelang letztendlich mit den richtigen Argumenten und engagierten Bürgern die Stadtverwaltung zu überzeugen und eine tragbare Lösung zur Sanierung des Sees zu finden. Von der Stadt Schwäbisch Hall angeforderte Zuschüsse aus EUFördertöpfen, Baumaßnahmen die teils mit Naturschutzgesetzen kollidierten oder wegen anderen oftmals unverständlichen Begründungen oder Ausreden des Eigners zögerten die Fertigstellung bis ins Jahr 2011 hinaus. Andernorts werden Seesanierungen, auch von größerem Ausmaß, für gewöhnlich in weitaus kürzerer Zeit erledigt!

Nachdem Anfang Februar 2011 eine neue Vorstandschaft gewählt war, wurde ein vorher schon geplanter Anbau am Vereinsheim in die Tat umgesetzt. Nachdem alle Behörden von der Notwendigkeit überzeugt waren, konnte nach einigen Verzögerungen das Fundament im August gesetzt werden. Der Anbau selbst wurde anschließend von Mitgliedern und dem Verein wohl Gesonnenen fertig erstellt! Die Einnahmen des Vereins wurden in der Vergangenheit immer für Pacht, Fischbesatz, Rücklagen und ein Fischessen pro Jahr angesetzt. So wird bis heute überwiegend kostendeckend gewirtschaftet. Etwaige Überschüsse werden als Rücklagen z.B. für Pachtvorauszahlungen verwendet. Aber auch der Gedanke an den Kauf eines weiteren eigenen Gewässers schwebt natürlich in manchen Hinterköpfen.

Sponsoren & Förderer